Bike Fitting, brauche ich nicht!
Seit Beginn unserer Hobby-Radsportkarriere haben wir uns immer gefragt „Macht ein Bike Fitting einen solch großen Unterschied aus, oder kann ich mein Fahrrad nach Gefühl einstellen?“ Grundsätzlich kann man das! Man kann sich auch auf einem Rad ohne Bike Fitting wohlfühlen. Auch ich habe mich ohne Bedenken wohlgefühlt. Hin und wieder ein Zwicken oder ein Stechen hat ja jeder mal, oder? Nein – das sollte nicht sein. Es ist für einen selbst oft auch eine finanzielle Frage, will ich wirklich dieses Geld für ein Bike fitting in die Hand nehmen, oder kaufe ich mir lieber einen neuen Helm? 😛
Nun bin ich seit knapp über einem Jahr auf meinem Giant unterwegs – ich fühlte mich wohl. Seit diesem Sommer habe ich jedoch ein seltsames ziehen in der Kniekehle gespürt und auch mein Steißbein tat mir hin und wieder weh. Überanstrengung am Berg oder doch die falsche Sitzposition? Mein Arzt hatte mir empfohlen, eine Pause einzulegen, damit mein Körper sich erholen kann. Er meinte, Spinning wäre grundsätzlich in Ordnung, doch es wurde nicht besser. Also fing ich an, an meiner Sitzposition zu zweifeln.
Es ist eine sehr langwierige Geschichte und ich spüre nur kleine Veränderungen. Da nun mein Operationstermin immer näher rückt, beschloss ich, noch vor der OP ein Bike Fitting machen zu lassen. Denn wenn ich mit der Physiotherapie beginne, wo ich auch auf der Rolle mit höherer Trittfrequenz trainieren muss, soll alles abgestimmt sein.
Bike Fitting Check
Voller Vorfreude fuhren wir vergangenen Samstag nach Wien um zu erfahren, ob meine Sitzposition korrigiert werden muss. Werden es nur kleine Veränderungen oder wird es sogar eine sehbare und vorallem spürbare Veränderung sein? Ich war gespannt und Andy ebenso. Zum Bike Fit benötigt man jedenfalls eine Radhose, ein Trikot, die Radschuhe und natürlich das Fahrrad samt Pedalen. Das Bike Fitting findet nicht direkt auf deinem eigenen Fahrrad statt, sondern auf dieser lustigen „Maschine“. Retül nennt sich der Hersteller der Bike Fit Maschine.
Hier kann man alles erdenkliche einstellen. Von Sattelhöhe, über Lenkerhöhe bis hin zur Kurbellänge. Wirklich alles kann man per Rädchen korrigieren und optimieren – grandios – also, los gehts! Zuerst wurde mein Rad von Sattel bis Lenker vermessen und die Maße auf das Retül-Gerät übernommen. Dann durfte ich mich das erste Mal raufschwingen und in die Pedale treten. Hierbei inspizierte Karl, der Guru, mich und machte auch gleich eine Slow-Motion Aufnahme um mir genauer auf die Beine zu schauen.
Die ersten Änderungen, wie zum Beispiel die Sattelhöhe und die Lenkerhöhe, wurden korrigiert. Anschließend musste ich vom Bike absteigen und die Schuhe wieder ausziehen, um meine Fußstellung zu kontrollieren. Um dies zu überprüfen musste ich ein paar Mal barfuß auf und ab springen bis Karli mich stoppte. Er überprüfte meine gelandete Fußstellung und stelle fest, dass ich recht hüftbreit und geradlinig stehen blieb. Mit diesem Ergebnis konnte er meine Pedalplatten an den Schuhen korrigieren. Anschließend wurde auch ein Fußabdruck Test mittels einer Wärme-Platte gemacht, um zu analysieren wie ich auftrete.
Durch die Slow-Motion Aufnahme und den Fußtest wurde offensichtlich, dass mein linkes Knie bei jedem Tritt leicht nach innen kippt. Um dies auszugleichen, benötige ich laut Karl eine unterstützende Fußeinlage. Wieder ab aufs Rad mit korrigierten Pedalplatten und neuer Schuheinlagen. Wow! Schon bei dieser Kleinigkeit verspürte ich eine erneute Entlastung in meiner schmerzenden Kniekehle.
Endkorrektur
Nun mussten noch die letzten Kleinigkeiten optimiert werden. Wichtig dabei war, dass mein Oberkörper und meine Arme einen rechten Winkel ergaben. Das bedeutete sowohl erneut die Sattelposition anpassen als auch die Lenkerhöhe. Hatten wir das geschafft wurde das Ergebnis aufgeschrieben und auf mein Rennrad übertragen. Ich wollte mich nur mehr auf das neu eingestellte Rad schwingen und die ersten Runden vor dem Geschäft absolvieren. Das tat ich auch gleich! Ich fühlte mich auf Anhieb wohl, spürte eine Entlastung im Kniebereich beider Beine und hatte das Gefühl das die Lenkung direkter war.
Unglaublich aber wahr: meine Sitzhöhe musste um ganze 1,5 cm, und meine Lenkerhöhe ebenfalls um 2 cm gesenkt werden! Na brack – damit hatte ich nicht gerechnet, denn wie gesagt, ich fühlte mich schon immer wohl auf meinem Rad und dachte ein Bike Fitting wäre nicht notwenig. Da wurde ich wohl vom Gegenteil überzeugt, danke an den coolen Karli, der mit mir das Bike Fitting durchführte und auch an Paolo für seine korrigierenden Augen 😉 Jetzt bin ich schon auf meine erste Ausfahrt gespannt und voll motiviert nach der Operation durchzustarten und wieder fit zu werden.
Bike Fitting in deiner Nähe
Roadbiker oder auch viele andere Shops bieten professionelles Bike Fitting an! Wir haben uns für den Bike Fit bei Roadbiker entschieden, weil wir das Team mit Karli und Paolo sehr schätzen und ihnen vertrauen und durch den Verein Mitzi & Friends sogar Preisnachlass bekamen. 🙂 Aus meiner Erfahrung kann ich euch wirklich nur empfehlen, ein solches Bike Fitting zu machen. Die 150 Euronen sind gut investiert. Besser jetzt, als später dann mehrere hundert Euro für Arztkosten auszugeben 😉