Das Auto ist wieder bepackt, weiter geht es mit unserem Trip. Von den Dolomiten ziehen wir weiter nach Meran. Luftlinie ist es keine 80 Kilometer auseinander. Landschaftsmäßig aber das totale Gegenteil. In den Dolomiten findet man gigantische Felswände die aus dem Boden ragen, in Meran herrscht wiederum südländischer Flair. Obst- & Weingärten erstrecken sich vom Tal bis weit hinauf in die Hügeln. Alles ist so satt & grün. Das Panorama ist einfach ein Traum. Der Mix aus Palmen, Obst- & Weingärten sowie Bergen macht Meran einfach besonders und nur ein paar Kilometer weiter befinden sich unsere Ziele: Timmelsjoch, Stilfser Joch & Jaufenpass.
Meran – der ideale Ausgangspunkt für Rennradtouren
Wirklich? Jap, wirklich! Im Vorfeld unseres Roadtrips haben wir uns stark damit beschäftigt wo unsere Reise denn überhaupt hingehen soll. Wir wollten einen Ort finden wo wir einerseits unsere Pässe fahren können, aber auch Runden vorfinden die schön eben und trotzdem landschaftlich herausragend sein sollen. Wir haben uns zuerst Bozen angesehen, von der Lage her echt gut, aber für unsere Ziele nicht ideal. Livignio stand auch auf der Liste, war aber dann doch zu einseitig. Unsere Entscheidung fiel uns, auch durch unsere neue Bekanntschaft Klara, dann doch sehr einfach. Täglich verfolgten wir ihre Story & ihre Radausfahrten durch Meran, wir mussten dort hin! Also machten wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Wobei wir wieder einmal einen Mix aus Campen und Unterkunft hatten. Durch einen Tip von einem Instagram-Follower (danke dafür) buchten wir die Unterkunft Vinea im Dorf Tirol.
Appartements & Suites Vinea
Im kleinen aber schicken Dorf Tirol liegt das vor einem Jahr eröffnete Hotel Vinea. Tini klickte euphorisch auf der Website herum und puff, hatten wir das Appartment gebucht. Die Kombination aus Hotel & Appartment sowie die atemberaubende Dachterrasse mit Panoramasauna sowie Infinity-Pool hatten uns überzeugt.
Auch während unseres Aufenthaltes war das Personal sowie die Familie stehts aufmerksam & unglaublich bemüht auch uns Rennrad-Touristen zu unterstützen. Das Vinea ist nämlich kein klassisches Rennrad-Hotel wie wir es sonst kennen, doch das war überhaupt kein Problem. Nachdem es sich ja um Appartments handelte, hatten wir den Vorteil, dass es einen Waschraum bzw. Wäscheservice gab, sowie ein unfassbar riesiges Frühstücksbuffet. Hatten wir Probleme mit dem Rad, zögerten sie nicht uns einen fähigen Radmechaniker in Meran zu finden. Vielen Dank nochmal dafür! Auch als Ausgangspunkt lag das Hotel gut, wir mussten zwar nach jeder Ausfahrt unseren sogenannten „Passo Dorf Tirolo“ bezwingen, dafür freuten wir uns immer umso mehr auf die Sauna & das Pool.
Unser Meran Urlaub: Tag 1
Begonnen hat alles so schön, mit der Ankunft im Vinea, relaxen in der Panorama-Sauna mit unschlagbarem Ausblick war ein Traum. Am ersten Tag unseres Meran Aufenthaltes entschieden wir uns für eine flache Route nach Bozen über die Weinstraße und vorbei am Kalterer See. Diese und auch andere Routen haben wir von unserer Freundin Klara bekommen und ist sehr empfehlenswert für eine lockerer Ausfahrt. Die Route führt meist auf Radwegen entlang. Anfangs noch durch die Obst- & Weingärten und kleine nette Dörfer, danach auf die Südtiroler Weinstraße bis zum Kalterer See. Zum Genießen und entspannen die ideale Runde für uns. Stehen bleiben nach belieben, denn in jeder Ortschaft oder generell entlang der Radroute findet man immer wieder Restaurants, Cafés oder andere Stop-Möglichkeiten. Zurück ging es dann entlang der Etsch bis nach Meran. Hier der Link zur Route.
Meran: Tag 2
Nach einem entspannten Tag im flachen Terrain, war es dann wieder Zeit einen nächsten Pass auf unserer Liste abzuhaken. Es war Zeit für den Passo Rombo, oder auch bekannt als Timmelsjoch. Ich kannte den Pass bereits vom Ötztaler Radmarathon. Nun war es an der Zeit, dass Tini diesen Riesen auch endlich mal bezwingt. Sie war extrem nervös. Zuvor hatte sie noch nie so einen langen Anstieg zu bewältigen. Vor lauter Nervosität hatten wir wieder einmal auf die Sonnencreme vergessen. Also hielten wir bei einem Spar am Weg an & durften dort unsere gekaufte Sonnencreme hinterlegen haha.
Der Weg von Meran nach St. Leonhard war für unser Warm-up gerade recht. Wir rollten das 25 Kilometer lange Tal in Richtung Timmelsjoch, ehe der 28 Kilometer lange Anstieg auf die Passhöhe begann. Die Sonne brannte früh morgens schon auf uns herab, doch Tini ging es jetzt bestens. Sie fuhr vor mir her und überreichte mir die Kamera, damit sie den Kopf frei für den Anstieg hatte. Es war wirklich ein genialer Tag. Zusammen genossen wir den Anstieg im strahlenden Sonnenschein.
Schon richtig brutal schön. Noch heute drückt es uns ein Lächeln in unser Gesicht, wenn wir daran zurückdenken. Auf der anderen Seite des Berges lag teilweise noch Meter hoch der Schnee. Schneewände über 3 Meter, sowas hatte ich davor noch nicht gesehen. Nach ein paar Schnappschüssen ging es dann aber endlich in die lang ersehnte Abfahrt. Link zum Timmelsjoch.
Tag 3: Der nächste hitzige Tag
Nach ein paar Schaltproblemen war Rosi am nächsten Tag wieder fit und es ging weiter zu unserem nächsten Ziel. Passo Stelvio. 48 Kehren, ähnliches Profil wie der Timmel. Jedoch die Abfahrt über den Umbrail zurück nach Prad. Topmotiviert waren wir mit unserem Bus auf dem Weg nach Prad. Doch soweit kamen wir erst gar nicht. Plötzlich zischte etwas während der Fahrt. Beim Blick durch den Seitenspiegel sahen wir es – ein Patschen rechts hinten. Ach du Heilige *beeeep*. Mitten auf einer stark befahrenen Bundesstraße standen wir panisch da. Keinen Schimmer von dem Auto und schon gar nicht vom Reifen wechseln. Wir wollten raus aus der Gefahrenzone und rollten langsam 2 Kilometer in den nächsten Ort.
Wir hatten wirklich Glück im Unglück. Gleich am Anfang des Orts war eine Reifenwerkstatt. Ein super lässiger Mechaniker half uns, wir hatten eine riesen Gaude und hatte sogar noch 2 neue Reifen im Petto. Nach knapp 1,5 Stunden war unser Auto gefixt. Es war mittlerweile 12 Uhr und hatte 42 Grad. Er motivierte uns, dass wir noch immer den Stelvio in Angriff nehmen sollten.
Nach einer kurzen Stärkung fassten wir Mut und fuhren bei 42 Grad los. Es war brutal heiß, ich war kurz davor wieder umzudrehen, doch der Drang den Stelvio hoch zu fahren war höher. Tini schwitzte & die ganze Sonnencreme lief ihr im Gesicht herunter.. Zum Glück gab es immer wieder die Möglichkeit die Flaschen mit kalten Wasser aufzufüllen. Auch andere Wahnsinnige fuhren bei der Hitze mit uns hoch. Doch nach den ersten Kilometer wurde es wirklich einzigartig schön. Die Passstraße wurde enger und kurviger. Eine Serpentine nach der anderen. Als wir das erste mal die letzten Serpentinen sahen, bekamen wir Gänsehaut. Atemberaubend. Unvorstellbar. Aber noch ein langer, langer Weg bis zum Gipfel. Schatten? Fehlanzeige. Es gab dann keine Bäume mehr. Die Sonne knallte runter, aber wir hatten nur ein Ziel. Eine Cola und einen Toast am Gipfel 🙂
Abfahrt Umbrailpass
Angekommen auf 2757m gönnten wir uns auch eine Cola und einen Toast. Am Gipfel selbst ist viel los, daher freuten wir uns auf die Abfahrt über den Umbrailpass. Die schönste aller Abfahrten bisher. Kein Verkehr, perfekter Asphalt und schön flowige Kurven. Ein Traum für jeden Rennradfahrer. Hätten wir die Kraft gehabt, wären wir nochmal rauf um die Abfahrt nochmals genießen zu können. Also müssen wir eben wieder kommen. Wir empfehlen euch daher die Route wirklich so zu fahren, wie wir sie gefahren sind. Hier noch der Link zur Route.
Heimgekommen sind wir dann aber zum Glück sicher und genoßen dann nochmals die Sauna sowie den Infinitypools bevor wir am nächsten Tag wieder abreisen mussten.
Der letzte Tag in Meran
Möglichkeiten für weitere Routen gäbe es ohne Ende. Wir überlegten noch Mendel- & Gampenpass mitzunehmen, doch die Kräfte und die Hitze hielten uns davon ab. Daher war Zeit mit Klara einen Coffeeride zu unternehmen. Zu Dritt rollten wir gemütlich von Café zu Café, um abschließend nochmal zusammen durch Meran zu radeln für ein paar Fotos.
Bei Klara durften wir dann noch am Hotelpool des Familienhotels „Salgart“ ausspannen, bevor wir abreisten. Wir genoßen die Zeit in Meran und waren begeistert von den vielen Rennrad Möglichkeiten. Auch der Stelvio wäre mit dem Rad aus Meran möglich gewesen, doch für uns dann eine Spur zu weit. Wir hatten ja noch unseren letzten Abschnitt vor uns mit dem Aufenthalt in Deutschland und Österreich. Aber dazu nächste Woche wieder, wenn es heißt Coffeeride oder Mountainpass? 🙂
Ride on, Andy